Die 18 Kinder stürmen ins Klassenzimmer. Sie wissen, was nun angesagt ist: Freie Lesezeit, und das mögen die Schülerinnen und Schüler. Begeistert stürzen sie sich auf die Box mit den Lesebüchlein. Darin befinden sich 15 Büchlein mit kurzen und liebevoll illustrierten Geschichten, die den Kindern schnelle Leseerfolge ermöglichen. Einige kramen ihre dickeren Bücher aus den Schultaschen hervor. Vollkommen ruhig ist die Klasse jetzt, ganz in ihre Lektüren vertieft. Die junge Lehrerin erklärt uns, dass die Lesebüchlein sehr gut ankommen und die meisten Kinder jetzt schon die Büchlein auf Level 3 ohne Probleme lesen. Deshalb sei auch der Bibliotheksbesuch ein Highlight: Dort können die Schülerinnen und Schüler selbst ein Buch wählen – ganz nach ihren Interessen und Vorlieben. Eines der schwächeren Kinder lese im Moment noch auf Level 1. Das eine Büchlein habe sie aber schon dreimal ganz durchgelesen. Auch dieses Kind kann mit Stolz erste Leseerfolge feiern.  

Freies Arbeiten am Plan 

Nach den 8 Minuten freier Lesezeit sitzen alle Kinder im Kreis. Jetzt ist Zeit für die Arbeit am Plan. Seit ca. 2 Monaten gehöre das zum Unterricht, und die Kinder seien sogar enttäuscht, wenn mal eine Lektion ausfalle, erklärt die Lehrerin. Die Kinder wählen nun frei, an was sie arbeiten wollen. Auch hier stellen wir fest, wie konzentriert, interessiert und ruhig die Kinder sich beschäftigen. Einige sind gemeinsam an einem Spiel, andere lösen Aufgaben in einem der Arbeitshefte, schreiben kurze Texte, arbeiten am Tablet mit den digitalen Lernwerkstätten  oder lesen weiter in ihren Büchern. «Der Umgang mit den Arbeitsheften braucht so wenig Erklärung – die Kinder nehmen das Heft und arbeiten selbstständig daran», so die Lehrerin. Das entlaste sie enorm.  

Goldmomente im Abschlusskreis 

Im Abschlusskreis darf jedes Kind mitteilen, was sein Goldmoment des heutigen Morgens war. Ein Mädchen sagt: «Dass wir heute Besuch bekommen haben», was meine Kollegin und mich sehr freut. Eine andere Schülerin schwärmt von ihrem Buch: «Ich habe ein sehr spannendes Buch gelesen.» Eine Aussage, die uns einmal mehr bestätigt, wie schnell die Kinder mit den «Sprachstarken 1» lesen lernen und mit wie viel Freude sie dann eigene Lektüren wählen und sich darin vertiefen – einfach toll.  

Mein Goldmoment? Das Mädchen, das zuhause Kroatisch spricht und die Lehrerin fragt: «Wie schreibt man ‹ Tschewaptschitschi› [Ćevapčići]?» wobei es im Heft auf das von ihr lautgetreu geschriebene Wort zeigt: Zewapzizi.  

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