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Schweizer Zahlenbuch Kindergarten

«Die Kinder sollen Spass haben»

Für das «Schweizer Zahlenbuch Kindergarten» hat die Musikpädagogin Stephanie Jakobi-Murer einen bunten Strauss an Liedern komponiert und sie mit Sängerinnen und Sängern des Kinderchors der Musikschule Hünenberg aufgenommen. Sie erzählt, was Musik mit Mathematik zu tun hat.

Sie haben die Lieder für das «Schweizer Zahlenbuch Kindergarten» komponiert. Was begeistert Sie an dem Projekt?

Stephanie Jakobi-Murer: Als mich der Klett und Balmer Verlag für das Projekt anfragte, war ich sofort Feuer und Flamme. Als Chorleiterin, Musikpädagogin und Liedermacherin weiss ich, wie gut man Kinder mit Musik begeistern kann. Weil Musik viel mit Mathematik und Sprache zu tun hat, machte das Projekt Sinn für mich.

Gab es besondere Anforderungen an die Lieder?

Nein. Mein erster Gedanke war, dass die Musik rhythmisch sein muss. Das Schlagzeug ist deshalb ein zentrales Instrument. Rhythmus liegt den Kindern im Blut und aktiviert sie schnell zum Mitmachen. Rhythmische Lieder eignen sich auch gut zum Klatschen, Patschen, Stampfen. Die Lehrperson kann zudem problemlos Instrumente oder Alltagsgegenstände einsetzen, mit denen die Kinder Musik machen können.

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Klatschen, Patschen, Stampfen – weshalb so viel Aktivität?

Im Lehrplan 21 deckt der Bereich Musik sechs Kompetenzbereiche ab: Singen und sprechen, Hören und sich orientieren, Bewegen und tanzen, Musizieren, Gestaltungsprozesse und Praxis des musikalischen Wissens. Sie alle müssen gleichermassen angesprochen werden. Dabei spielen das Handeln und die Bewegung eine wichtige Rolle. Die Kinder sollen diese Kompetenzen durch Aktivität mit allen Sinnen erleben, erkennen und benennen. Auf der Kindergartenstufe erreicht man das sehr gut über die Musik. Das Lied und der rhythmisch gesprochene Vers stellen somit Ausgangspunkte für den Erkenntnisgewinn dar.

Und was bedeutet das nun in Bezug auf die Mathematik?

Es gibt Kinder, die sehr gut abstrahieren können und Mathematik gerne anhand von Arbeitsblättern lernen. Dabei spielt sich alles nur im zweidimensionalen Raum ab. Es gibt aber auch Kinder, für die müssen Mathematik und Zahlen erlebbar sein, damit sie diese kognitiv begreifen können. Die Kinder lernen viel über Mathematik und Geometrie, indem sie singen und sich zur Musik bewegen. Zum Beispiel sich im dreidimensionalen Raum orientieren, sich klein und gross machen, rückwärts und vorwärts gehen, grosse und kleine Schritte machen, eine Distanz schnell und langsam ablaufen: All das hat mit Mathematik zu tun. Gleichzeitig werden die auditive, taktile und visuelle Wahrnehmung sowie die Bewegungsempfindung und das Körpergefühl geschult.

Es gibt Kinder, für die müssen Mathematik und Zahlen erlebbar sein, damit sie diese kognitiv begreifen können.
Stephanie Jakobi-Murer

Wie soll die Kindergartenlehrperson die Lieder einsetzen?

Insgesamt gibt es neun Lieder und peppige Verse, die immer mit einer Aktivität verbunden sind. Die Kinder können zum Beispiel etwas suchen, nachspielen, zählen, hüpfen oder klatschen. Dazu übt man entweder zuerst den Bewegungsablauf oder das Lied, bis beides zusammenpasst. Wenn man will, kann man das Ganze zum Schluss mit einem Playback aufpeppen. Üben und Wiederholen sind wichtig. Dadurch erfahren die Kinder, dass sie sich verbessern und sicher fühlen können. Am Ende greifen ganz viele Aspekte ineinander. Zentral ist, dass die Kinder Spass und Freude haben.

Gab es ein Highlight beim Komponieren? 

Ja. Zu Beginn eines Projektes nehme ich die Lieder jeweils für mich auf. Als ich mir diese zum ersten Mal anhörte, habe ich gleich gemerkt, dass alles stimmig ist. Normalerweise muss ich noch einiges korrigieren oder verändern. Hier hat das Gesamtwerk von Beginn an gepasst. 

Und weshalb hat es gleich so gut funktioniert? 

Ich habe mir viel Zeit genommen und ein ganzes Buch mit Ideen gefüllt. Dieser Prozess gab mir Zeit, zu reflektieren, was ich verwenden will. Erst danach habe ich mit den Aufnahmen begonnen. Neben diesem zeitlichen Aspekt waren auch die Vielfalt der Lieder und die angenehme Zusammenarbeit mit dem Verlag wichtig für den Erfolg dieses Projekts. 

Gab es auch Herausforderungen?  

Für mich ist es schwierig, wenn Lieder weggelassen werden müssen, vor allem, wenn ich sie sehr gut finde. Beim «Schweizer Zahlenbuch Kindergarten» mussten wir drei Lieder streichen. Der Entscheid war absolut richtig, da diese Lieder zu schwierig für die Kindergartenstufe sind. 

Wie bereiten Sie die Kinder auf die Tonaufnahmen vor? 

Insgesamt hatten wir drei Proben. Zusätzlich übten die Kinder zuhause. Dazu erhielten sie die Texte sowie das Playback und die Lieder auf einer CD. Die Kinder sind alle bei mir im Kinderchor und haben eine hohe Singkompetenz. Deshalb fiel es ihnen leicht, die Lieder einzuüben. 

Wie gehen Sie beim Komponieren vor? 

Es gibt immer einen Ausgangspunkt. Entweder einen konkreten Auftrag, ein Erlebnis, ein Thema oder ein Buch, mit dem ich mich gerade befasse. Dann beginnt der kreative Prozess. Es entstehen Texte und Melodien oder auch nur Fragmente davon. Danach arbeite ich Melodie, Rhythmus und Text detailliert aus. Das mache ich meistens unterwegs. Entweder arbeite ich im Zug, gehe spazieren oder setze mich an das Seeufer. Im nächsten Schritt spiele ich die Lieder ein. Wenn ich sie dann das erste Mal höre, kriege ich sie für mehrere Tage und Nächte nicht mehr aus dem Kopf. Weil ich dann nicht mehr schlafen kann, mache ich das nur in den Ferien. Das ist wie eine Entzündung, man muss warten, bis es vorbei ist. 

Was sind ihre nächsten Projekte? 

Bei meinem nächsten Projekt steht das Thema Wald im Fokus. Und danach möchte ich Lieder zu Gefühlen machen. Hierzu habe ich bereits sehr viel Material zusammengestellt.

Vielen Danke für das Gespräch.

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Webseite von Stephanie Jakobi-Murer und ihren «Chindsgihits»


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